Implementation Guide
Version 1.2.0 - release

Einfuehrung

Einführung

Motivation und Hintergrund

Die gematik hat mit dem E-Rezept ein Produkt eingeführt, das zur Digitalisierung der Verordnung, Abgabe und Abrechnung von Rezepten beiträgt. Der gesamte Prozess der Verordnung wird über den zentralen E-Rezept-Fachdienst abgewickelt.

Dieses Feature zielt darauf ab, eine digitale und medienbruchfreie Kommunikation im Zusammenhang mit E-Rezepten zu ermöglichen, beispielsweise zur Anforderung von E-Rezepten.

Derzeit existiert kein strukturierter, dezentraler Kommunikationsweg für E-Rezepte. Diese Spezifikation soll sicherstellen, dass Leistungserbringer im deutschen Gesundheitswesen strukturierte Informationen über E-Rezepte austauschen können.

Ziel dieser Spezifikation ist es, den Versorgungsprozess für Leistungserbringer zu vereinfachen, zu automatisieren und dadurch zu beschleunigen.

Grundlegendes Message Konzept - ATF

Im Folgenden werden grundlegende Merkmale und Konzepte beschrieben, die für die Umsetzung dieses Features wichtig sind.

Anwendungsfälle des Features “KIM-Nachrichten für das E-Rezept” werden nicht über einen zentralen Dienst der TI gelöst, sondern dezentral Peer-to-Peer zwischen Clients auf Basis von FHIR ausgeführt. Daher handelt es sich grundlegend, aufbauend auf dem App-Transport-Framework (ATF) der gematik, um ein FHIR Message Konzept (https://www.hl7.org/fhir/messaging.html). Aus dem App-Transport-Framework werden die Ressourcen “Bundle” und “MessageHeader” genutzt, um einerseits alle Ressourcen zu übermitteln, als auch Informationen über Sender und Empfänger zu halten. Die Funktionsweise und Implementierung des App-Transport-Framework sind im entsprechenden Implementation Guide zu finden.

Dieser Implementation Guide basiert auf Version 1.4.0 des App Transport Frameworks. Die folgende Stufe des ATF MUSS unterstützt werden, um konform zu diesem IG zu sein:

Stufe 1

  • Datenmodell und Messaging Konzept MUSS unterstützt werden
  • Empfangsbestätigung und Capability-Message KANN unterstützt werden
EventCodes

In dieser Spezifikation dient der unter MessageHeader.eventCode anzugebende EventCode sowohl zur Identifikation des Anwendungsfalls als auch des Nachrichtentyps innerhalb des Anwendungsfalls. So zeigt der Code eRezept_Rezeptanforderung;Rezeptanfrage beispielsweise an, dass es sich um den Anwendungsfall “Rezeptanforderung” sowie um eine initiale Rezeptanforderung eines Anfragenden an einen Verordnenden handelt.

Die in dieser Spezifikation zulässigen EventCodes sind im ServiceIdentifierVS definiert.

Jeder im Implementierungsleitfaden beschriebene Anwendungsfall enthält eine Angabe darüber, welcher EventCode zu verwenden ist.

Relevante Ressourcen

Unter MessageHeader.focus werden die Ressourcen aufgelistet, die alle relevanten Informationen zu einer Anfrage bündeln. In diesem Projekt übernimmt die FHIR-Ressource ServiceRequest diese Funktion als Trägerressource. MessageHeader.focus listet alle ServiceRequests auf, die als Ausgangspunkt für die Auswertung der Anfragen in einer Nachricht dienen.

Verwendung von ServiceRequests

Alle Anwendungsfälle in diesem Projekt basieren auf ServiceRequest-Ressourcen, die gemäß FHIR-Spezifikation verwendet werden, um einen Dienst bzw. eine Dienstleistung anzufragen. Der ServiceRequest dient dabei als Trägerressource für die auszutauschenden Informationen.

Anzahl der ServiceRequests

Jede Nachricht kann mehrere ServiceRequest-Ressourcen enthalten. Jede ServiceRequest besitzt eine eigene requestID und stellt somit eine separate Anfrage dar. Eine detaillierte Beschreibung und Darstellungen sind unter Mehrere Anfragen einzusehen.

IDs in den ServiceRequests

Ein einzelner ServiceRequest bzw. eine einzelne Anfrage wird über ServiceRequest.identifier:requestId identifiziert. Über ServiceRequest.requisition können mehrere ServiceRequests mithilfe eines gemeinsamen Identifiers gebündelt werden, um z.B. Vorgänge mit mehreren Anfragen zusammenzufassen. HINWEIS: Unter Identifier sind weitere vorgaben zu Identifiern getroffen worden.

Folgende Service Requests und damit verbundene Service Anfragen sind derzeit spezifiziert:

Status der Anfrage

Ein ServiceRequest spiegelt neben den fachlichen Informationen auch den Status des Vorgangs wieder. Über das Feld .status kann dargestellt werden, in welchem Zustand sich der Vorgang befindet:

Status Bedeutung
active Anfrage ist aktiv und muss noch bearbeitet werden
entered-in-error Anfrage wurde vom Anfragenden storniert
revoked Anfrage wurde vom Verordnenden abgelehnt
completed Anfrage wurde von der zu bearbeitenden Partei erfüllt

Visuelle Darstellung

Die in diesem Projekt erzeugten Ressourcen lassen sich mit einem XSLT-Stylesheet in ein HTML überführen, um sie für Anwender sichtbar zu machen. Notwendigkeit und Voraussetzungen sind im Featuredokument gemF_eRp_KIM beschrieben. Das Stylesheet findet sich im GitHub Repository: XSLT-Stylesheet.

Dort sind auch für die Anwendungsfälle PDFs hinterlegt, die eine Beispielhafte Transformation von XML Beispielen zeigen, siehe XSLT Beispiele.

Beispiele

Beispielinstanzen sind unter Beispiele zu finden.

Folgende UseCases sind mit entsprechenden Beispielen beschrieben:

UC1: Rezeptanforderung durch Pflegeeinrichtung

NameDescription
Rezeptanforderung der Pflegeeinrichtung

Anfrage einer Pflegeeinrichtung an einen Verordnenden zur Erstellung eines E-Rezepts für die Heimversorgung

Bestätigung der Rezepterstellung für Heimversorgung

Antwort des Verordnenden an die Pflegeeinrichtung mit Bestätigung der E-Rezept-Erstellung für die Heimversorgung

Abgabeanforderung mit alternativer Lieferadresse

Anfrage der Pflegeeinrichtung an eine Apotheke zur Belieferung mit alternativer Lieferadresse für die Heimversorgung

Abgabeanforderung an Apotheke

Anfrage der Pflegeeinrichtung an eine Apotheke zur Belieferung mit dem E-Rezept für die Heimversorgung

Bestätigung der Belieferung mit alternativer Lieferadresse

Antwort der Apotheke an die Pflegeeinrichtung mit Bestätigung der Belieferung an alternative Lieferadresse

Bestätigung der Belieferung durch Apotheke

Antwort der Apotheke an die Pflegeeinrichtung mit Bestätigung der Belieferung für die Heimversorgung

UC1-Multi-1 Initiale Rezeptanforderung

Dieses Beispiel bildet ein Message Bundle einer initialen Rezeptanforderung mit mehreren Anfragen an den Arzt ab.

UC1-Multi-2 erfüllte Rezeptanforderung

Dieses Beispiel bildet ein Message Bundle einer erfüllten Rezeptanforderung mit den akzeptierten Anfragen des Arztes ab.

UC1-Multi-2 abgelehnte Rezeptanforderung

Dieses Beispiel bildet ein Message Bundle einer erfüllten Rezeptanforderung mit den abgelehnten Anfragen des Arztes ab.

UC1-Rejection Ablehnung einer Rezeptanforderung

Dieses Beispiel bildet ein Message Bundle mit einer Ablehnung des Arztes einer Rezeptanforderung ab.

UC1-Storno-1 stornierte Rezeptanforderung

Dieses Beispiel bildet ein Message Bundle einer stornierten Rezeptanforderung an den Arztes ab.

Beispiel Medication Dispense

Beispielhafte MedicationDispense eines Arzneimittels, das beliefert werden soll

MessageHeader Pflegeeinrichtung an Verordnenden (UC1)

Message Header für Rezeptanforderung der Pflegeeinrichtung an Verordnenden für Heimversorgung

Rezeptanforderung der Pflegeeinrichtung

ServiceRequest der Pflegeeinrichtung zur Anforderung eines E-Rezepts beim Verordnenden für die Heimversorgung

UC2: Rezeptanforderung der Pflegeeinrichtung mit Einlösung durch Patient

NameDescription
Rezeptanforderung für Patienteneinlösung

Anfrage einer Pflegeeinrichtung an einen Verordnenden zur Erstellung eines E-Rezepts für Patienteneinlösung (Flowtype 160/200)

Bestätigung der Rezepterstellung für Patienteneinlösung

Antwort des Verordnenden an die Pflegeeinrichtung mit Bestätigung der E-Rezept-Erstellung zur Patienteneinlösung

MessageHeader Pflegeeinrichtung an Verordnenden (UC2)

Message Header für Rezeptanforderung zur Patienteneinlösung von Pflegeeinrichtung an Verordnenden

Rezeptanforderung für Patienteneinlösung

ServiceRequest der Pflegeeinrichtung zur Anforderung eines E-Rezepts für Patienteneinlösung

UC3: Rezeptanforderung der heimversorgenden Apotheke

NameDescription
Nachrichtenkopie der Apothekenrezeptanforderung

Kopie der Rezeptanforderung der Apotheke, die an die Pflegeeinrichtung gesendet wird

Rezeptanforderung der Apotheke an Verordnenden

Anfrage einer heimversorgenden Apotheke an einen Verordnenden zur Erstellung eines E-Rezepts

Nachrichtenkopie der Rezeptbestätigung

Kopie der Bestätigung der E-Rezept-Erstellung, die an die Pflegeeinrichtung gesendet wird

Bestätigung der Rezepterstellung für Apotheke

Antwort des Verordnenden an die Apotheke mit Bestätigung der E-Rezept-Erstellung

UC4: Rezeptanforderung für anwendungsfertige Zytostatikazubereitungen

NameDescription
Rezeptanforderung für Zytostatika-Zubereitung

Anfrage einer Apotheke an einen Verordnenden zur Erstellung eines E-Rezepts für anwendungsfertige Zytostatika-Zubereitungen

Bestätigung der Zytostatika-Rezepterstellung

Antwort des Verordnenden an die Apotheke mit Bestätigung der E-Rezept-Erstellung für Zytostatika-Zubereitungen

Die Beispiele tragen jeweils das Präfix zum entsprechenden UseCase und der entsprechenden Sequenz. Bsp: UC1-3-* ist ein Beispiel, was UC1 zugeordnet ist und den dritten Schritt in der Abfolge entspricht. Für UC1 gibt es auch Beispiele für Stornierung und Ablehnung.

HINWEIS: Die Beispiele, die in dieser Spezifikation auf Simplifier vorhanden sind verwenden URL-Referenzen. Dies dient der Anschaulichkeit und dem Nachvollziehen von Ressourcen und Referenzen. Für den produktiven Einsatz sollten absolute Referenzen mit UUID’s verwendet werden: “urn:uuid:e615aa46-30f3-4d3f-b3f1-3274ad314b5c”.

Veranschaulichung am Demonstrator

Die folgenden Videos demonstrieren die Anwendungsfälle aus Sicht der Akteure der in diesem IG aufgeführten Akteure (Ein Klick auf den Link führt zum Video auf Youtube):